Noche de ideas
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Verfassungsrecht und Pizza
Die verfassungsmäßige Kontrolle der Politik war der Titel eines Seminars, zu dem mich Kathie, die ja Jura studiert, in der Nähe meines Arbeitsplatzes um 15 Uhr eingeladen hat. Nach einer verkehrsbedingten Verspätung (hier in Lima eine mehr oder weniger gute Ausrede für alles) von Kathie und meinem gentlemen-gemäßen Warten auf sie habe ich leider einen Teil der Konferenz nicht mitbekommen. Es sei jedoch so viel gesagt: In der Theorie funktioniert das tribunal constitucional, das peruanische Verfassungsgericht, ziemlich ähnlich wie in Deutschland das Bundesverfassungsgericht, welches von den Dozenten auch mehrmals zusammen mit dem Bundestag als Vorbild eines funktionierenden demokratischen Systems angeführt wurde.Die Richter werden zum Beispiel ebenfalls vom Congreso, dem peruanischen Parlament gewählt, für fünf Jahre gewählt und in Peru ist das Verfassungsgericht mit seinen Entscheidungen von der Politik auch wirklich unabhängig. Das Problem, welches von de Dozenten eher zur Sprache gebracht wurde, ist nicht das der Theorie, sondern jenes der Mentalität, insofern als dass die Politik vor allem auch eines Wandels in der Mentalität bedürfe.
Wie dem auch sei; Kathie und ich sind danach noch im Parque El Olivar spazieren gegangen und haben abends in einem peruanisch-italienischem Restaurant -das erste Restaurant, welches wir nach langwieriger Suche gefunden haben- eine Pizza gegessen, die ehrlich gesagt wirklich gut schmeckte.
Das Gespräch mit dem Bischof
Am Freitag, den 16.September, war es dann endlich soweit: Ich fuhr das erste Mal in das Bistum, in welchem ich ab Oktober 8 Monate als Missionar tätig sein werde, um den Bischof und seine Assistentin kennenzulernen. Das Gespräch war leider nicht sehr ausführlich, da der Bischof noch eine Messe zelebrieren musste. Ich habe ihn zumindest schon einmal kennengelernt und ihm Geschenke aus Hamburg überreicht (Schokolade, einen Porzellan Teller mit Motiven aus Hamburg, eine CD von meinem Orgelkonzert, sowie kleine Bildchen vom Erzbischof, Stefan Heße, und dem Patron Hamburgs, Sankt Ansgar). Er hat mich zudem ganz kurz und knapp gefragt, ob ich "lieber mit den Armen oder mit den Reichen" arbeiten möchte, worauf ich natürlich mit "Ich möchte mit den Armen arbeiten" geantwortet habe. Daraufhin hat er mir den Ort Santa Rosa del Mar circa 1 Stunde nördlich von Lima in der Wüste vorgeschlagen, der sehr arm aber auch schön sei, weil es direkt am Meer liege und auch einen Strand habe. Zugleich hat er jedoch betont, dass dies nicht in Stein gemeißelt sei und ich natürlich auch an anderer Stelle wirken könne. Ich habe jetzt erstmal per Mail gefragt, ob ich mir verschiedene Orte (zumeist Pfarrei mit Schule) angucken könnte, bevor ich die Entscheidung treffe. So kann ich meiner Meinung nach am besten sehen, wo es mir gefällt und insbesondere wo ich am besten helfen kann. Der liebe Gott wird mich hoffentlich schon an den richtigen Platz schicken.Tanzunterricht und Kindergeburtstag
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Am Abend hat profesor Enrique, der Lehrer vom colegio Madre Admirable, der mich und unsere Gruppe im Oktober 2014 begleitet hat, freundlicherweise zum Geburtstag seiner Tochter Leticia eingeladen, die 10 Jahre alt wurde. Ein Clown hat die Kinder bespaßt, es wurde getanzt, gegessen und natürlich die Piñata geschlagen. Das ist eine mit Spielzeugen und Süßigkeiten gefüllte Schachtel, die das Geburtstagskind mit einem rosaroten Stab kaputt gemacht hat, wonach die Süßigkeiten und Spielzeuge unter den aufgeregten Kindern verteilt wurden. Da der Kindergeburtstag -aufgepasst- erst um halb zehn zueende war und das Haus am anderen Ende der Stadt liegt, sodass ich bestimmt anderthalb Stunden nachhause gebraucht hätte, durfte ich eine Nacht bei profesor Enrique übernachten. Mit ihm bin ich dann am nächsten Morgen gemeinsam ins Chalet nach Chorrillos zurückgekehrt, da er dort ein Seminar hatte.
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Die Piñata |
San Juan Macias
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Natürlich um ein Fest, ein religiöses Fest.
Am Montag, den 19.September, wurden nämlich die Reliquien des peruanischen Heiligen Juan Macías in einer feierlichen Prozession und anschließendem Pontifikalamt in die Pfarrei selben Namens (San Juan Macías) übertragen. Die Prozession wurde von peruanischer Musik begleitet und die anda, die Trage mit den Reliquien, von Männern und Frauen der hermandad de San Juan Macías, der Bruderschaft, unter anderem über eine Hauptstraße Limas getragen, was ein mittleres Verkehrschaos verursachte.
Die anschließende Messe war bisher mit Abstand die schönste und feierlichste, die ich in Peru bisher erleben durfte. Die Kirche war prall gefüllt, der Kardinal und Erzbischof von Lima hat die Messe zelebriert und eine gute Predigt gehalten (mit Fokus darauf, dass Juan Macías gut veranschauliche, dass ein jeder von uns - du und ich- ein heiligmäßiges Leben führen kann) und was mich als Kirchenmusiker besonders gefreut hat: Es hat ein gemischter Chor von Jungen und Mädchen mehrstimmige klassisch lateinische Vokalsätze wie Ave Maria oder Ave Verum gesungen. Ein Moment, in dem ich lachen musste, war jener, als dem Kardinal am Ende der Messe ein Geschenk überreicht wurde, und es nicht wie erwartet etwas sehr Frommes wie ein Rosenkranz oder eine Ikone war, sondern vielmehr ein T-Shirt und ein Pullover mit einer Zeichnung des Heiligen Juan Macías. Gefallen hat es ihm jedoch anscheinend umso mehr.