Samstag, 26. November 2016

Die Mission beginnt


Seit inzwischen mehr als vier Wochen bin ich nun als "Missionar auf Zeit" in Santa Rosa del Mar, einem nördlichen Vorort Limas, unterwegs und durfte bereits viele bereichernde Erfahrungen sammeln. Über diese und das, was ich hier so mache, berichte in diesem Blogbeitrag. 

Der Geländewagen rollt über eine Sandpiste voll von teils kopfgroßen Felsbrocken. Es ruckelt stark und man muss sich gut festhalten, damit man nicht mit dem Kopf irgendwo anstößt. Ab und zu läuft ein Straßenhund vor das Auto, welches übrigens von Adveniat gespendet wurde. Padre José hupt und muss manchmal bremsen. Danach lacht er und kommentiert "Perro inteligente" (intelligenter Hund).Und dies alles in völliger Dunkelheit, da es hier bereits um sechs/halb sieben dunkel wird. Dies sollen einmal erste Eindrücke von der Arbeit in einer Missionspfarrei sein.

Nun aber erstmal allgemeine Information.

Die Pfarrei Santa Rosa del Mar 


Der Ort Santa Rosa del Mar (Santa Rosa GPS) befindet sich knapp 40 km nördlich des Stadtzentrum von Lima in der peruanischen Wüste sowie in der Nähe der Schnellstraße Panamericana und des relativ bekannten Ortes Ancón. Santa Rosa ist zudem Teil der Diözese Carabayllo für die ich meinen Dienst als "Missionar auf Zeit" absolviere und liegt außerdem glücklicherweise unweit des Meeres und wunderschöner Strände.

Die Bewohner von Santa Rosa selbst gehören überwiegend der Mittelschicht an. Die Sicherheitslage ist befriedigend. Es gibt hier zwar keinen Supermarkt, dafür aber kleine "Tante-Emma-Läden", eine Bäckerei, Drogeriemärkte und verschiedene Restaurants. Also eigentlich alles, was man so fürs Überleben braucht.
Ich wohne hier im Pfarrhaus mit drei Priestern und habe ein eigenes kleines Zimmer. Direkt neben dem Pfarrhaus und auch mit diesem verbunden liegt die Wohnung einer dreiköpfigen spanischen Familie, die hier seit bereits acht Jahren als "Familie auf Mission" lebt. Die Ehefrau kocht unter der Woche das Mittagessen für die Priester und mich, das stets sehr lecker ist. Da ich nach Peru unter anderem mit dem Vorsatz gereist bin, kochen zu lernen, schaue ich ihr daher immer wieder mal über die Schulter. Außerdem ist meine Freundin Kathie dabei, mir ihre exzellenten Kochkünste zu zeigen und beizubringen. 


Die vor 9 Jahren gegründete Pfarrei besitzt eine achteckige Pfarrkirche, die nach den Ideen des sogenannten Neokatechumenalen Weges gestaltet ist.
(Der in den 60-er Jahren in den Elendsvierteln Madrids entstandene Neokatechumenale Weg möchte in Anlehnung an das im frühen Christentum vor der Taufe praktizierte Katechumenat ein Modell des Katechumenats mit liturgisch-katechetischer Fortbildung zur Vertiefung des christlichen Lebens erreichen. Mehr Info findet ihr unter Webseite Neokatechumenaler Weg)
Das bedeutet konkret: In der Mitte der Kirche steht nicht der Tabernakel mit dem Leib Christi, sondern ein bischofsähnlicher Priestersitz. Theologisch betrachtet soll dieser mit dem Priester als Repräsentanten Christi in der Messe den "Kopf" darstellen. In einer Achse folgt die Kanzel, von wo das Wort Gottes verkündigt wird und welche deshalb der "Mund" ist. Vor der Kanzel steht der Altar, an welchem der Leib und das Blut Christi gewandelt werden und die als Seelenspeise an die Gläubigen gereicht werden. Daher symbolisiert der Altar den "Magen". Außerdem gibt es ein riesiges Taufbecken, welches einmal pro Jahr in der Osternacht geöffnet wird und in das der Priester und die Täuflinge mit dem ganzen Körper eintauchen (so wie Jesus und Johannes im Jordan). Da die Taufe ein neues Leben in Christus spendet, stellt dieses den Mutterleib bzw. die Gebärmutter dar.
Neben der Pfarrkirche gibt es jedoch noch fünf weitere Kapellen bzw. Filialkirchen, die zum Teil nur mit dem Geländewagen zu erreichen sind. Die Kapellen liegen zumeist in Wüstensiedlungen, wo die Bevölkerung eher arm ist und die Sicherheitslage sich dementsprechend als prekär darstellt. In letzter Zeit wurden in einer jener Siedlungen beispielsweise zwei Menschen in Zusammenhang mit Grundstücksstreitigkeiten ermordet. 

Die Schule 

 
Wichtiger Bestandteil der Pfarrei ist darüber 
hinaus die vor 5 Jahren mit 90 Schülern gegründete Pfarrei-eigene Schule colegio Santo Tomás de Valencia, die in einer sogenannten invasión namens Adesesep liegt. Sie besteht aus Grundschule (in Peru 1. bis 6. Klasse) und weiterführender Schule (7. bis 11. Klasse).
(Eine Invasion ist eine (ehemals) illegale Hüttensiedlung zumeist mitten in der Wüste, die sich über die Jahre praktisch legalisiert hat.) Die Lebensumstände für die Menschen hier sind enorm schwierig. Sie wohnen in Holzhütten, haben kein fließendes Wasser, müssen dieses stattdessen immer aus Wassertanks holen und leiden allgemein an materieller Armut. 
Wie auf den Fotos zu sehen ist, liegt die Schule in der Wüste, weshalb dementsprechend der ganze Boden aus Sand ist. Die
Klassenräume bestehen bisher lediglich aus schlicht zusammengezimmerten Holzbrettern, die sich durch die Sonne stark erhitzen, wobei für das nächste Schuljahr immerhin moderne Klassenräume aus isolierendem Material (mit Regierungsunterstützung) angefertigt wurden. Auch die Toiletten sind aufgrund des fehlenden fließenden Wassers in sehr schlechtem Zustand. Die (Grund-)Schüler haben feste Zeiten, in denen sie in Begleitung der Lehrer (oder halt von mir) auf die Toilette gehen. Von 10:30 Uhr bis 11 Uhr gibt es eine Pause, in denen die Kinder frühstücken, spielen oder sich etwas am Kiosk kaufen. Während die Schüler alle in unmittelbarer Nähe der Schule wohnen, müssen die Lehrer jeden Tag in sogenannten colectivos (kleine Busse) von und nach Santa Rosa fahren.





Was mache ich jetzt aber hier eigentlich?

Meine Aufgaben

 
Unter der Woche helfe und unterstütze ich als auxiliar, Assitenz-Lehrer, von 7:30 Uhr bis 14 Uhr in der Schule eine 2.Grundschulklasse. Das heißt zum Beispiel, ich helfe den Kindern bei Mathe- oder Kommunikationsaufgaben in Einzelarbeit, sorge für Ruhe, wenn die Lehrerin mal nicht da ist, erzähle Witze, lese etwas vor und verteile Süßigkeiten als Prämie an diejenigen, die sich gut benehmen und arbeiten.
 
Nachmittags habe ich zumeist Zeit, mich auszuruhen, etwas zu lesen oder mich mit meiner Freundin Kathie zu treffen. 
Abends, ca. ab halb sieben oder manchmal schon ab fünf Uhr begleite ich Padre José dabei, wenn er in die verschiedenen Kapellen fährt, zumeist in das eingangs beschriebene Profam, um dort die Hl. Messe zu feiern oder Katechese zu geben. Ich darf dabei unter anderem als Lektor oder Messdiener fungieren.
Am Wochenende bin ich zudem bei der Messdiener- und der Firmgruppe als Leiter und Begleiter mit dabei. 



Landschaftsimpressionen


Die Landschaft hier besteht aufgrund der Wüstenlage erwartungsgemäß größtenteils aus Sand und Dünen. Durch die Nähe zum Meer ruft dies teilweise jedoch sehr schöne Ausblicke hervor. Da hier zurzeit Frühling ist, wird es immer wärmer und die Sonne lässt sich nun fast jeden Tag zuverlässig blicken. Hier einige Impressionen: 






Meine Freundin Kathie zu treffen ist indes leider etwas kompliziert, da sie von dem Ort hier unglaublich weit entfernt wohnt, sozusagen am anderen Ende der Stadt. Verglichen mit Hamburg wäre das in etwa so, als ob ich in Norderstedt und sie in Bucholz wohnte. Glücklicherweise liegt die Universität, an welcher sie Jura studiert, näher, sodass ich manchmal zur Uni fahre und sie mich manchmal hier besuchen kommt.

So, das wär's dann auch erstmal wieder von mir. Ich wünsche euch allen eine gesegnete und besinnliche Adventszeit zur Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn. Bitte betet für mich, meine Mission hier und die Menschen vor Ort.
Hasta luego!

PS:
Falls ihr etwas spenden wollt, z.B. für die Schule, könnt ihr dies gerne mit entsprechendem Verwendungszweck auf mein Konto überweisen:
Pascal Landahl
IBAN DE72 5001 0517 5416 7477 83
ING DIBA 

BIC  INGDDEFFXXX 

Vergelts Gott!