Dienstag, 30. Mai 2017

In Peru sagt man Tschüss!

Ich bin nun zwar schon seit längerer Zeit wieder in Deutschland, aber ich möchte doch endlich diesen vorerst letzten Blog-Eintrag über meine wundervollen Erlebnisse in Peru veröffentlichen!


Tschüss sagen tut weh! Vor allem wenn man nach so langer Zeit von mehr
als einem halben Jahr so einem wunderbaren Land wie Peru und all den
liebgewonnenen Menschen Auf Wiedersehen bzw. Bis bald (Spanisch: /Hasta
luego oder Hasta pronto/) sagen muss. Und das alles leider sehr
ungeplant und kurzfristig. Aber die Gesundheit geht nun einmal vor...

Fotos von meiner Peru-Reise findet ihr übrigens unter Fotostream Peru (https://www.flickr.com/photos/143970234@N07/)  sowie
Fotoalben Peru (https://www.flickr.com/photos/143970234@N07/albums)

El Cumple

Mhhhh, lecker!
Dieser Kartoffelsalat!
"Oye, Pascal! Dame la receta de esta rica ensalada, por favor!" (Pascal,
gib mir bitte das Rezept von diesem leckeren Salat).
Ja, ich muss auch sagen: Dieser Salat ist uns wirklich gut gelungen,
Sebastian und mir.
Aber mitnichten irgendein idiotensicherer grüner Salat oder Tomatensalat.
Nein, wir wollten schon etwas Anspruchsvolleres und zugleich typisch
Deutsches präsentieren und haben uns für einen schwäbischen
Kartoffelsalat entschieden!
Ich habe aus Anlass meines Geburtstages am 19. Januar verschiedene
Freunde und Bekannte von weit und fern in die Gemeinde Santa Rosa del
Mar eingelade, um mit ihnen gemeinsam ein wenig zu feiern und Köstlichkeiten
aus Deutschland aufzutischen.

Wir haben deshalb (Kaiserschmarrn)-Teig für Pfannkuchen sowie Kartoffelsalat vorbereitet. Beides war wirklich sehr lecker! Die peruanischen Würstchen waren als einzige unter aller Kanone.
Es ging schon beim vermeintlich (ich sage es nochmal) idiotensicheren Würstchenzubereiten los.
Die Würstchen haben anscheinend alle eine Plastikhülle, die man vorher entfernen muss. Nichtsahnend habe ich die Würstchen alle mit dieser Hülle in das heiße Wasser getan und musste die dann nachher alle wieder abmachen. Nun denn, auch der Geschmack war leider unterirdisch...
Aber ansonsten war es eine sehr schöne Feier! Meine Freunde haben mir außerdem eine peruanische Schwarzwälderkirschtorte sowie gute Musik mitgebracht, wir haben miteinander getanzt, gelacht und einen schönen Abend gehabt.


Ferienprogramm


In den Schulferien durfte ich ein Ferienprogramm namens vacaciones útiles (zu deutsch nützliche Ferien) für Kinder von der 1-4. Klasse in der Schule Santo Tomás de Valencia (also der Schule der Gemeinde) als Haupt-Verantwortlicher leiten. Dieses Jahr war es das erste Mal überhaupt, dass so etwas stattfand. Dementsprechend ging ich sowohl mit Anspannung als auch mit Freude daran.
Manchmal hatte ich Angst, es würde alles voll in die Hose gehen und ich sei eigentlich gar nicht so richtig dazu geeignet, so etwas durchzuführen.
Mit Gottes Hilfe hat es dann immer mehr oder weniger geklappt. Mal kamen bis zu 9 Kinder, mal nur ein einziges.

Los ging es immer mit einem Gebet und einem kleinen Lied zur Einstimmung. Danach folgte harter Spanisch-Unterricht, also vor allem in Lesen und Schreiben. So wirklich motiviert, etwas dazuzulernen, waren die Kinder leider recht selten. So dass ich (mit der Unterstützung anderer Freiwilliger) die Kinder immer ordentlich anspornen musste. Entweder durch das Versprechen, dass wir nachher noch gemeinsam Monopoly spielen oder es Süßigkeiten als Belohnung für das gute Verhalten gibt.
Im Anschlus an den Unterricht haben wir dann draußen und drinnen gespielt, gebastelt und gemalt. Es war schön, den Kindern etwas beibringen zu können, aber auch durchaus anstrengend. Der geborene Pädadgoge bin ich nicht; das weiß ich jetzt. ;-)

Reise in den Norden Perus 


Traumhafte Sandstrände, angenehmes Klima das ganze Jahr über und die archäologisch reichste Region Perus: Der Norden!
Gemeinsam mit Sebastian und seiner Schwester Valentina trafen wir uns in Piura, der Geburtsstadt des peruanischen Nationalhelden Miguel Grau und einem winzig kleinen Fluhafen bzw. besser gesagt Flughäfchen.
In Piura gibt es außer dem Geburtshaus des besagten Miguel Grau und einiger schöner Kirchen nicht viel zu sehen, weshalb wir uns gleich am nächsten Tag weiter auf den Weg an die peruanische Küste, genauer gesagt nach Mancora, aufmachten.

Unser eigentliches Ziel war jedoch die peruanische Nordküste, bzw. genauer gesagt das über die Grenzen Perus u.a. als Surfort bekannte Máncora. Wir haben auf dem Weg dorthin einen deutschen Backpacker getroffen, der uns ein Hostal empfohlen hat, in welchem er für die nächsten 2 Wochen arbeiten sollte.
Und in der Tat: Das Hostal übertraf alle Erwartungen. Es lag etwas außerhalb des Ortskerns, dafür aber quasi direkt am Strand.  Es hatte einen eigenen Pool, einen schönen Innenhof, eine Bar draußen und einfache aber nette Zimmer. Und das alles für umgerechnet ca. 8€ pro Nacht!
Dort lernt man auch super schnell neue nette Leute kennen und freundet sich an. Tagsüber haben wir uns dann mal beim Surfen versucht, sind mit Schildkröten geschwommen oder einfach am Strand spazieren gegangen. Surfen sieht leichter aus als es ist. Mit Surf-Lehrer geht es noch relativ problemlos, da dieser hinten auf dem Brett liegt und daher sowohl beim Paddeln als auch beim Aufrichten auf der Welle hilft. Man muss nämlich bäuchlings auf dem Surfbrett liegend zunächst ordentlich paddeln, um in die richtige Lage für die guten Wellen zu kommen. Dann wartet man eine hoffentlich gute Welle ab, man paddelt kräftig in der Welle und muss sich schließlich langsam aber sicher auf dem Brett aufrichten, um dann geschickt balancierend die Welle zu reiten. Wenn man es dann mal schafft, ist es wirklich ein sehr cooles Gefühl. Das Problem ist nur das Aufstehen...
Das Meer ist sehr angehehm warm, das ganze Jahr über ca. 25 Grad und im Gegensatz zu Lima sehr sauber. Die Strände sind wie aus dem Bilderbuch.
An einem Tag haben wir auch einen Ausflug in einen Mangrovenwald in der Nähe der Grenze zu Ecuador gemacht. Die Mangroven sind ein Ökosystem mit Bäumen und Sträuchern, die in Küstennähe quasi "auf dem Wasser" wachsen. Sie sind unglaublich artenreich: Es tummeln sich u.a. Vögel und Krokodile...




Dam, da, da, dam, dam, da, da, da, da... 

Die Stadt des ewigen Frühlings 

Pyramiden, Musik oder originelle Binsenboote

Nach Strand und Surfen durfte etwas Kultur auch nicht fehlen. Wir sind mit dem Nachtbus (Vgl. Verkehr in Peru) nach Trujillo gefahren. Sie liegt ebenfalls am Pazifik im Norden Perus und rund 500 km nördlich von Lima. Eine ganz herausragende Stellung hat hier die Marinera. Klingt lecker, oder? Es ist nur leider nichts zum Essen, sondern der Nationaltanz Perus. Jedes Jahr im Januar gibt es einen internationalen Marinera-Tanzwettbewerb. Er soll übrigens den Paarungstanz zwischen Hahn und Henne nachstellen.
Wir durften in Trujillo in einem sehr schönen Haus einer Bekannten von meinem Freund Sebastian wohnen. Zeitgleich lebten dort auch zwei Musiker aus Hamburg, die ein Musikprojekt in Trujillo für einige Wochen begleitet haben, in welchem junge deutsche Musiker junge Peruaner auf ihrem Instrument unterrichten und diese schließlich gemeinsam ein Konzert geben.

Trujillo bietet aber sowieso unglaublich viel Kultur, als Teil des archäologisch reichen Nordens.
Da sind zum Einen die Pyramiden, auch huaca de la luna und huaca del sol genannt (Mond- und Sonnenpyramide). Diese wurden nicht von den Inkas, sondern von der Kultur Moche bereits ca. 500 v. Chr. erbaut und messen von ihren Fundamenten u.a. 280 x 136 m! Zwischen den beiden Pyramiden, die etwa einen halben Kilometer auseinander lagen, erdehnte sich eine Stadt mit Häusern, Markt etc.! Interessanterweise waren die Funktionen der beiden Pyramiden strikt getrennt! Die Sonnen-Pyramide war das politische Zentrum, während die Mond-Pyramide der spirituelle Mittelpunkt war. In dieser fanden Kämpfe zwischen ausgewählten Männern statt, wobei der Verlierer zur "Befriedigung der Götter" anschließend auf einem Altar geopfert wurde. Die Pyramide wuchs auch kontinuierlich, da nach jeder Generation das Stockwerk zugeschüttet wurde, um darüber ein neues zu errichten.

Noch viel größer ist Chan Chan, immerhin mit 10.000 Wohngebäuden die größte Lehmstadt der ganzen Welt.
Sie wurde im 12. Jh von den Chimú als deren Hauptstadt mit bis zu 10 m hohen und 3 m dicken Lehm-Außenmauern erbaut und beherbergte bis zu 60.000 Menschen! Sie hatte außerdem ein eigenes Bewässerungssystem, wobei das Wasser aus gewaltigen begrünten Wasserreservoirs kam und verteilt wurde.

Trujillo ist im Vergleich zu Lima mit "nur" etwa 800.000 Einwohnern eine "kleine Stadt", aber immerhin die drittgrößte Perus.
Sie gilt als Stadt des Ewigen Frühlings, weil das Klima hier das ganze Jahr über angenehm warm und mild ist.
Ich persönlich finde sie auch viel schöner als Lima. Vielleicht einfach deshalb, weil sie eher klein und gemütlich ist. Der Verkehr läuft hier erstaunlich gesittet ab. Es ist nicht so dreckig und hektisch wie in Lima.



Eigentlich war geplant, dass ich nun von März bis Juni in die Berge Trujillos, genauer gesagt nach Huamachuco gehe, um dort ebenfalls als "Missionar auf Zeit" in Pastoral und Schule tätig zu sein. 

Leider hat sich meine Magen-Darm-Situation nicht so signifikant verbessert, als dass ich problemlos hätte weiterarbeiten können. Im Oktober hat nämlich eine Bakterie namens EPEC meinen Darm infiziert. Die Bakterie wurde zwar Anfang Januar mit Antibiotika "gekillt", aber danach ist leider ein Darmpilz entstanden. 
Letztlich habe ich deshalb entschieden, frühzeitig nach Deutschland zurückzukehren.

Fazit 

Es ist natürlich schwierig, nach so langer Zeit ein Fazit ziehen zu wollen. Dennoch kann ich sagen: 

Ich habe sehr viel erlebt. Die Zeit in Peru hat mich unglaublich bereichert. Die Menschen in ihrer Fröhlichkeit, ihrem Gottvertrauen und ihrem Humor sind mir sehr ans Herz gewachsen. Peru ist ein wunderschönes Land, sowohl landschaftlich, menschlich als auch kulturell. Es ist zugleich ein Land der Kontraste! Wolkenkratzer und Tourismus auf der einen sowie radikale Armut und soziale Ungerechtigkeit auf der anderen Seite. Ich habe versucht, mit meinem Engagement den Leuten zu helfen und zeitgleich selbst bereichert zu werden. Es ist auch nicht immer alles ganz glatt gelaufen. Sehr oft hatte ich Zweifel, war traurig und sogar etwas niedergeschlagen, ob wegen der Krankheit, der Beziehung mit Kathie oder Rückschlägen in der Gemeindearbeit. Zwar hatte ich immer aufmunternde Menschen um mich herum, aber dennoch umkam mich manchmal ein Gefühl der Einsamkeit. Ich habe gerade in dieser Zeit viel auch über meine Berufung nachgedacht. Was möchte Gott eigentlich von mir? Denn Gott hat mit jedem Menschen Großes vor, auch wenn ich das manchmal nicht so empfunden habe. Mir hat die Arbeit mit den Kindern in der Schule Freude bereitet. Ich habe aber auch gemerkt, dass dies - als reiner Lehrer oder Sozialarbeiter - nicht der richtige Platz für mich ist. Mein Herz sagt mir, dass ich mehr für die "Seelsorge" als für reine Pädagogik geschaffen bin. Ich möchte helfen und den Menschen auch von Gott erzählen! 

Vieles und auch mein Herz und mein Verstand sagen mir, dass Gott mich vielleicht (!) (ich weiß es nicht sicher) zum Priester berufen hat. Ich werde diese Berufung nun weiter ergründen. 

Ich danke all denjenigen Menschen (sowohl Peruanern als auch Deutschen), die mich begleitet und unterstützt haben. Ich bitte um euer Gebet und werde auch für euch beten. Muchas gracias!